Wenn das Trauma der Mutter das Kind verschlingt

Veröffentlicht am 18. August 2025 um 11:11

Ein Blick ins Innere

„Wie konnte es nur soweit kommen?! Wieso hab ich das nicht eher gemerkt?! Meine Welt steht Kopf. Überall erlebe ich Drama. Kein Moment der Schönheit erreicht mich. Alles wirkt düster und grau. Jede Kleinigkeit wirkt wie eine Bedrohung. Ich sehe Gefahren, wo keine sind. Ich muss mein Kind immer wieder fragen, was es erlebt hat – aber tief im Inneren spüre ich, dass ich nicht sein Erlebnis, sondern meine eigene Vergangenheit durchdringe. Ich habe die Kontrolle verloren.“

So oder so ähnlich beschreibt sich das innere Erleben einer Mutter, die durch das Trauma ihres Kindes re-traumatisiert wird.

Was bedeutet Retraumatisierung?

Retraumatisierung beschreibt die unbewusste Reaktivierung alter, verdrängter traumatischer Erfahrungen, die durch eine aktuelle Situation getriggert werden.
Wenn das eigene Kind Gewalt, Missbrauch, Mobbing oder eine andere Grenzerfahrung erlebt, kann dies die Erinnerung an die unverarbeiteten Wunden der Mutter wachrufen.

Das Ergebnis:

  • Das Nervensystem gerät in Dauerstress (Hyperarousal)

  • Gefühle stammen aus der Vergangenheit, nicht aus dem Jetzt

  • Das eigene Drama wird auf das Kind verschoben

Die Dynamik: Projektion und Übertragung

Oft geschieht etwas Subtiles:

  • Die Mutter zwingt das Kind immer wieder, über das Erlebte zu sprechen – nicht, weil das Kind es braucht, sondern weil sie ihre Gefühle regulieren will.

  • Die Innenwelt der Mutter überlagert die Erfahrungswelt des Kindes.

  • Das Kind wird zum Container für die unverarbeiteten Emotionen der Mutter.

In der Psychologie nennt man das projektive Identifizierung: Das Kind trägt unbewusst die Gefühle der Mutter aus, um deren psychisches Gleichgewicht zu sichern.

Wenn Trauma eskaliert: Vom Drama zur Psychose

Bleibt der Zustand bestehen, entsteht eine gefährliche Dynamik:

  • Übersteigerte Wahrnehmung: überall Gefahren und misstrauisches Denken

  • Angststörung: innere Alarmbereitschaft und Panikattacken

  • Psychotisches Verhalten: Realität und innere Bilder verschwimmen

  • Dissoziation & Spaltung: das Gefühl, neben sich zu stehen

  • Schizophrene Tendenzen: Wahnvorstellungen, Verfolgungsgefühle bis hin zu Realitätsverlust

Das Drama, das im Inneren tobt, wird nach außen getragen – und das Kind wächst mitten in diesem psychischen Chaos auf.

Die unsichtbare Last für das Kind

Kinder reagieren extrem feinfühlig auf das Nervensystem der Mutter.

  • Psychosomatik: Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Hautprobleme

  • Psychische Belastung: Angst, Schuldgefühle, Überforderung

  • Parentifizierung: das Kind übernimmt Verantwortung für die Mutter

Kurz gesagt: Das Kind trägt eine Bürde, die nicht seine ist.

Der Schlüssel liegt in der Mutter

So schmerzhaft es klingt: Nicht das Kind ist das Problem.
Das Trauma der Mutter wirkt wie ein Schatten, der das Familiensystem verdunkelt.

Die gute Nachricht: Sobald die Mutter beginnt, ihr eigenes Trauma bewusst anzuschauen und zu heilen, verändert sich alles.

  • Traumatherapie (EMDR, körperorientierte Ansätze, systemische Arbeit)

  • Traumaintegration & Nervensystemarbeit (Somatic Experiencing, Polyvagal-Theorie, energetische Aufarbeitung)

  • Bewusstsein & Verantwortung: Die Mutter erkennt, dass sie selbst der Schlüssel ist

Fazit

Eine re-traumatisierte Mutter schreibt ihr eigenes Drama – und oft das ihres Kindes gleich mit.
Doch Drama muss nicht Schicksal bleiben.

👉 Heilung in der Mutter bedeutet Entlastung für das Kind.
Und manchmal ist das größte Geschenk einer Mutter nicht das, was sie tut – sondern das, was sie in sich selbst heilt.

 

In meinen Angeboten findest du auch Seelengespräche - für Mütter, die ihre Themen in Heilung bringen wollen, um das Leben ihrer Kinder zu erleichtern. Weitere Artikel für einen bewussten und gesunden Umgang mit Kindern findest du im Blog.

Deine Francie

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